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Geschichte 1945 - 1999

Nachkriegszeit

Im Hebst 1945 trafen Flüchtlingstransporte aus dem Osten ein, die hier und in Zusammen- arbeit mit der Kreisstelle des DRK betreut wurden. In vielen Fällen konnte die größte Not gelindert werden, aber die zur Verfügung stehenden Mittel waren sehr begrenzt. Eine besondere Aufgabe war die Verteilung von Spinnstoffen in der Zeit, da es weder Textilpunkte noch Stoffe in den Geschäften gab. Bei der Verteilung gab es immer wieder Probleme, da nur die Ärmsten bedacht werden sollten. Erwin Rothfuß wurde, wie er im nachhinein berichtete häufiger gescholten. Doch nach seinen Worten hatte er nur die Verschämten und nicht die Unverschämten zu betreuen, denn diese würden sich selbst helfen.

Im Jahre 1948 und 1949 kamen Sendungen aus den USA, die verteilt werden mussten. Ein Paket aus Chicago enthielt: 1 Damenmantel, 5 Damenkleider, 1 Unterhose, 4 Krawatten, 1 Gürtel, 2 Paar Schuhe, 1 Rosenkranz und 1 Damengürtel. Eine weitere Sendung bestand aus je 2 Dosen Erdnussbutter, Eipulver, Kakaopulver, einer Dose Öl, 138 Candy Schokolade, 15 Kg braunem Zucker und 20 Pfund Mehl.

Die Bereitschaft arbeitete auch bei der Hooverspeisung mit, bei der Kinder ein warmes Essen bekamen. Diese Schülerspeisung sollte an die bedürftigsten Kinder gehen. Bedürftig waren damals aber fast alle Schüler, doch dafür reichten die Spenden nicht aus. So mussten Ärzte, Lehrer und Vertreter des DRK in vielen Sitzungen immer wieder entscheiden, wer diese Speisungen erhalten sollte.

Kinder von Vätern, die gefallen, vermisst oder in Gefangenschaft waren, gab es 1949 noch 168 in Eutingen. Für sie wurde alljährlich von DRK eine Weihnachtsfeier veranstaltet, bei der es kleine Geschenke gab. 1947 gehörten zu diesem Kreis 165 Knaben und 148 Mädchen. Laut einer Aufstellung vom 3.12.47 hatte das DRK an sie folgende Geschenke zu verteilen: 120 Schachteln Streichhölzer, 25 Waschlappen, 16 Paar Badeschuhe, 12 Seifen, 6 x Zahnpasta, 3 Zahnbürsten, 10 Beutel Bonbons, 10 x Spielkarten, 27 Beutel, 23 Paar Socken, 1 Mantel, 2 Cape , 1 Schlüpfer, 2 Spielhosen, 1 Pullover, 12 Knabenhemden, 12 Mädchenkleider, 23 Mädchenröcke und 3 Knabenhosen.

Daß die Bevölkerung von Eutingen in der Nachkriegszeit sehr hilfsbereit war, zeigt das Ergebnis der Sammlung für das soziale Hilfswerk der Fliegergeschädigten in Pforzheim, die im Oktober 1945 durchgeführt wurde. Hier sammelten die Aktiven vom DRK in Eutingen die stolze Summe von 24406,90 Mark, die dringend gebraucht wurde.

Neubeginn

Im November 1949 berief die Amerikanische Militärregierung eine zunächst kommissarische Führung des DRK in ihrem Bereich mit dem Auftrag, das Rote Kreuz auf demokratischer Grundlage wieder neu aufzubauen. Dieser Auftrag führte dazu, dass auch in Eutingen die Vereinsarbeit wieder aufgenommen werden konnte, zunächst in der Bereitschaft mit der neuen alten Mannschaft, zu der Dr.Haehner sen. als Nachfolger von Dr. Voegtle hinzukam. Die Wiedergründung eines Ortsvereins vom Deutschen Roten Kreuz verzögerte sich noch bis zum Jahre 1967. Bei der Gründungsversammlung wurde Eugen Rothfuß mit der Vereinsleitung beauftragt.

Nach der Währungsreform normalisierten sich allmählich die Verhältnisse und die Bereitschaft gewann wieder neue Mitglieder. Dr. Haehner führte die Ausbildung weiter und der Lehrbeauftragte des DRK, Herr Roll, gab wichtige Impulse bei der Ausbildung. Auch der Eutinger Apotheker Ernst Sabathil trug viel zur Erweiterung des Wissens durch seine Vorträge über Heilpflanzen und Medikamente, deren Wirkung aber auch Missbrauch, bei.

Am 7.Mai 1949, dem Vorabend des 121. Geburtstags von Henry Dunant, feierte in Eutingen das Rote Kreuz seinen 50. Geburtstag. Da nach der Währungsreform der Kassenstand ganze DM 24.- betrug, wurde in einem bescheidenen Rahmen gefeiert unter Mitwirkung der Feuerwehr bei einer gemeinsamen Übung und bei einem Festbankett, bei dem der Gesangverein mitwirkte.

Viele Jahrzehnte war es in Eutingen üblich, dass Aktive sowohl beim DRK als auch bei der Feuerwehr tätig waren. Dies führte gelegentlich zu Problemen, wenn die Aktiven sich nicht gleich entscheiden konnten, mit wem sie bei einer Übung oder einem Alarm ausrücken sollten. Als Karl Keller Feuerwehrkommandant wurde, bat man die Kameraden, sich für eine Organisation zu entscheiden, um Klarheit zu schaffen. Dies tat der stets guten Zusammenarbeit im Dorf keinen Abbruch.

1967 besuchten Rudi Maier und Willi Kopp einen Führerlehrgang auf der Sanitätsschule in Stuttgart-Möhringen. Anschließend konnten sie ihre Kenntnisse in die Arbeit einbringen. Rudi Maier übernahm die Führung der Bereitschaft mit neuem Schwung. Es wurde verstärkt die Teilnahme an Leistungsvergleichen wahrgenommen, was bis heute der Fall ist. Die Gruppe Dieter Ehinger, Ingeborg Schabert, Ingrid Heckner, Renate Augenstein, Walter Stark und Robert Linhard errang 1968 das goldene Leistungsabzeichen. 1971 wurde auf Landesebene der 3. Platz erreicht. Immer wieder beteiligten sich Gruppen aus Eutingen an nationalen und internationalen Wettbewerben in "Erster Hilfe", was für die Teilnehmer ein großes Erlebnis war. 1982 reiste eine Gruppe nach Reutte in Tirol um sich mit den Kameraden in Österreich im Wettbewerb zu messen. 1983 stand Füssen auf dem Programm, 1984 Bad Mergentheim. 1985 führte der Weg wieder nach Reutte in Tirol, wo im Ortsteil Elbigenalp ein unvergesslicher Wettbewerb stattfand, den die Eutinger am Ende auf dem dritten Platz sah. Im selben Jahr beteiligte sich eine Gruppe auch beim internationalen Erste-Hilfe-Wettbewerb in Kirchzarten. 1990 ging es wieder nach Elbigenalp in Tirol. Beim ersten internationalen Bodensee- Sanitätswettbewerb in Immenstaad beteiligten sich sogar drei Gruppen aus Eutingen, wobei Eutingen 1 den 2. Platz belegte. Im folgenden Jahr wurde dieser Platz auch beim Bodensee-Sanitätswettbewerb in Markdorf erreicht. 1998 beteiligte sich eine Gruppe beim internationalen Sanitätswettbewerb in Wiesloch erfolgreich. Auch bei nahezu allen Erste-Hilfe-Turnieren des Kreisverbandes Pforzheim war Eutingen sowohl als Teilnehmer als auch häufig als Ausrichter der Turniere tätig. Dies wäre ohne die Unterstützung der Ortsverwaltung, die geeignete Räume zur Verfügung stellte, nicht möglich gewesen. Dies war auch so bei den Leistungsvergleichen der Rotkreuzgemeinschaften des Landesverbandes, die mehrmals in Eutingen stattfanden.

Der 24. April 1972 war ein besonderer Tag für die Bereitschaft. Sie erhielt an diesem Tag ihren ersten Rettungswagen vom Ortsverein. Die Übergabe erfolgte nach einer Übung mit der Feuerwehr. Am 23.und 24. August 1975 feierte das DRK sein 75-jähriges Jubiläum mit einem großen Fest. Am Samstag fand eine Einsatzübung mit der Feuerwehr Eutingen, den DRK-Bereitschaften Berkheim und Kieselbronn sowie dem Jugendrotkreuz Eutingen statt. Nach dem Festbankett in der Kleintierzüchterhalle war am nächsten Tag ein großer Flohmarkt, der viele Besucher anzog.

1961 begann man in Eutingen mit den Blutspendeterminen. Bis zur Veröffentlichung dieser Schrift wurden 48 Termine in Eutingen mit insgesamt 6054 Konserven durchgeführt. Zahlreiche Spender konnten für ihre Spenden geehrt werden. Der eifrigste Spender war bisher Rolf Frey, der für einhundert Spenden beim Roten Kreuz von Bürgermeister Kling am 12.03.98 im Rathaus Pforzheim geehrt wurde.

1974 erfolgte der Einzug in die neuen Räume im Mehrzweckgebäude in der Inselstraße. Damit hat die Bereitschaft für ihre Dienstabende optimale räumliche Voraussetzungen. Die Fahrzeuge waren ebenfalls im Mehrzweckgebäude untergebracht. Nachdem die Feuerwehr diesen Platz benötigte, wurden ersatzweise die Garagen des alten Feuerwehrhauses neben dem Rathaus Eutingen für zwölf Jahre benutzt. Am 3.Juli 1993 war es dann soweit. Ortsvorsteher Gerhard Reister übergab den Schlüssel für die neuen DRK-Garagen, die die Stadt im Mehrzweckgebäude eingerichtet hatte an den DRK-Vorsitzenden Rudolf Stolze. Nun sind die inzwischen drei Fahrzeuge des DRK optimal untergebracht und werden zur Zeit von Harald Rehm, Dieter Reichelt und Holger Stolze gewissenhaft betreut.

1983 übergab Rudi Maier die Führung der Bereitschaft an Karlheinz Ehinger. Er übte diese verantwortungsvolle Tätigkeit bis 1991 aus. Außerdem ist er noch als Ausbilder tätig. Bei der Mitgliederversammlung im Januar 1992 wurde beschlossen, dass die Trennung zwischen weiblicher und männlicher Bereitschaft aufgegeben wird. Seither gibt es eine einheitliche Bereitschaft unter der Leitung von Renate Augenstein, die in unermüdlichem Einsatz die Aktiven anleitet und dafür sorgt, dass die Bereitschaft immer einsatzbereit ist. Am 4. März 1989 feierte das DRK Eutingen seinen 90. Geburtstag mit einem Festabend in der Kleintierzüchterhalle, zu dem zahlreiche Gäste gekommen waren.

Der DRK - Ortsverein Eutingen hat seit seiner Wiedergründung 1967 erst den dritten Vorsitzenden, was für ein gutes Vereinsklima spricht. Von 1967 - 74 leitete Erwin Rothuß den Verein. Sein Nachfolger wurde Dr. Manfred Haehner, der 1980 den Vereinsvorsitz an Rudolf Stolze übergab. Er hat eine Verwaltung aus bewährten alten Aktiven und jungen Mitgliedern, die neue Impulse in die Arbeit hineintragen. Es ist der größte Wunsch des Vorsitzenden, dass entgegen dem herrschenden Zeitgeist diese jungen Menschen in der Rotkreuzarbeit ein Ziel für ihre Freizeit sehen und sich mit Werten identifizieren, die nicht immer populär sind. Das Rote Kreuz hat schon immer eher im Stillen gearbeitet und so soll es auch bleiben. Bis zum zweiten Weltkrieg hatte das Rote Kreuz in Eutingen über sechshundert Mitglieder und gehörte damit zu den größten Vereinen in Baden. Heute ist die Mitgliederzahl wieder auf diesem Stand, doch die Bevölkerung hat sich nahezu verdreifacht. Es gibt daher noch genügend Möglichkeiten, im DRK eine Betätigung zu suchen oder es zu fördern. Im Namen der Verwaltung dankt der 1. Vorsitzende der Bevölkerung und ganz besonders den fördernden Mitgliedern für ihre bisherige Unterstützung . Der Ortsverein wünscht sich für die nächsten einhundert Jahre, dass die gute Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und den Eutinger Vereinen erhalten bleibt und dass der Stadtteil von Katastrophen und größeren Unglücksfällen verschont bleibt. Die Bevölkerung soll jedoch wissen, dass es hier Menschen gibt, die in solchen Fällen helfen können.

Die Helferinnen und Helfer des DRK Eutingen im Jubiläumsjahr 1999: